Winterdiesel vs. Sommerdiesel

Winterdiesel: Alles Wichtige für die kalte Jahreszeit

Wir hatten diese Thema schon einmal vor längerer Zeit in 2022, siehe hier. Da es offensichtlich viele Fragen dazu gibt, haben wir das zum Anlass genommen, nochmals genauer zu recherchieren und deataillierter darauf einzugehen.

Mit sinkenden Temperaturen auf der Nordhalbkugel taucht jedes Jahr das Thema Winterdiesel auf. Aber warum gibt es überhaupt unterschiedliche Dieselsorten für Sommer und Winter, und worauf müssen LKW-Fahrer besonders achten? Hier sind die wichtigsten Fakten und Erfahrungswerte zusammengefasst.

Warum gibt es Sommer- und Winterdiesel?

Diesel verhält sich bei Kälte anders als bei Wärme: Bei niedrigen Temperaturen bilden sich im Sommerdiesel Paraffinkristalle, die den Kraftstoff trüb machen und sogar Filter oder Leitungen verstopfen können. Um diesem Problem vorzubeugen, wird im Winter ein spezieller Diesel angeboten, der kälteresistenter ist.

Die Zusammensetzung des Winterdiesels wird so angepasst, dass der Kraftstoff auch bei Temperaturen von bis zu -20 °C flüssig bleibt. Diese Eigenschaft wird durch Additive erreicht, die die Bildung von Paraffinkristallen verzögern.

Unterschiede zwischen Sommer- und Winterdiesel

  1. Kälteresistenz: Der entscheidende Unterschied ist der sogenannte CFPP-Wert („Cold Filter Plugging Point“), der die niedrigste Temperatur angibt, bei der der Diesel noch durch einen Filter gepumpt werden kann.

    • Sommerdiesel: CFPP-Wert von bis zu 0 °C.

    • Winterdiesel: CFPP-Wert von bis zu -20 °C.

  2. Zusätze: Winterdiesel enthält spezielle Additive, die die Kälteverträglichkeit erhöhen.

  3. Energiegehalt: Der Energiegehalt von Winterdiesel ist aufgrund der chemischen Anpassungen minimal geringer als der von Sommerdiesel.

Verbrauch und Leistung: Verbraucht mein LKW mehr Diesel?

In der Praxis führen die Additive und die etwas geringere Energiedichte dazu, dass Winterdiesel einen leicht höheren Verbrauch verursacht. Dieser Unterschied ist jedoch meist marginal und liegt im Bereich von etwa 1 bis 3 Prozent.

Auch die Leistung kann minimal beeinflusst werden, was vor allem bei schwerer Beladung und extremen Temperaturen bemerkbar ist. Dennoch bleibt der Betrieb eines LKWs mit Winterdiesel in der Regel problemlos.

Vorteile und Nachteile für den LKW

Vorteile:

  • Schutz vor Verstopfungen der Kraftstoffleitungen.

  • Zuverlässiger Betrieb auch bei starker Kälte.

Nachteile:

  • Geringfügig höherer Verbrauch.

  • Minimal geringere Leistung.

Biodiesel-Anteil: Sommer und Winter im Vergleich

In Deutschland und vielen Nachbarländern ist der Biodiesel-Anteil gesetzlich geregelt. Dieser liegt bei etwa 7 Prozent (B7). Sowohl Sommer- als auch Winterdiesel enthalten den gleichen Anteil an Biodiesel.

Biodiesel hat jedoch eine höhere Neigung, bei niedrigen Temperaturen auszuhärten. Deshalb enthalten Additive im Winterdiesel auch spezielle Wirkstoffe, die diesen Effekt kompensieren.

Kann man Sommer- und Winterdiesel mischen?

Grundsätzlich ja. Eine Mischung reduziert jedoch die Kälteresistenz. Wenn Sommer- und Winterdiesel zu gleichen Teilen vermischt werden, sinkt der CFPP-Wert nur auf etwa -10 °C. Daher ist es ratsam, rechtzeitig auf Winterdiesel umzusteigen.

Verfügbarkeit: Wann wird Winterdiesel angeboten?

Die Umstellung auf Winterdiesel erfolgt in Deutschland meist im Oktober und endet im März. In anderen europäischen Ländern können die Zeiträume variieren:

  • Skandinavien: Oft früher, bereits im September.

  • Südliche Länder wie Italien: Möglicherweise erst ab November oder Dezember.

An Tankstellen in grenznahen Regionen kann es sinnvoll sein, sich über die jeweils angebotene Qualität zu informieren, um plötzliche Überraschungen zu vermeiden.

Der CFPP-Wert: Was bedeutet er genau?

Der CFPP-Wert gibt an, bei welcher Temperatur Diesel durch einen standardisierten Filter gepumpt werden kann. Je niedriger der CFPP-Wert, desto besser ist der Diesel für kalte Temperaturen geeignet. Winterdiesel mit einem CFPP-Wert von -20 °C bedeutet beispielsweise, dass der Kraftstoff auch bei dieser Temperatur noch funktionsfähig ist.

Erfahrungswerte von Nutzern

Viele Berufskraftfahrer berichten, dass Winterdiesel in den meisten Fällen zuverlässig funktioniert. Probleme treten selten auf und sind meist auf veraltete oder schlecht gewartete Filter und Tanks zurückzuführen. Einige Nutzer bemerken jedoch einen leichten Rückgang in der Motorleistung, insbesondere bei extremen Temperaturen und hoher Last.

Fazit

Winterdiesel ist ein unverzichtbarer Bestandteil des winterlichen Betriebs von LKWs. Mit seinen Additiven sorgt er für einen sicheren und effizienten Transport auch bei widrigsten Wetterbedingungen. Zwar gibt es geringfügige Nachteile, wie einen höheren Verbrauch, doch diese werden durch die Vorteile mehr als ausgeglichen. Für eine optimale Nutzung empfiehlt es sich, rechtzeitig auf Winterdiesel umzusteigen und die Technik des Fahrzeugs gut zu warten.

Dennoch ist Winterdiesel kein Garant für einen reibungslosen Betrieb. Extrem kalte Nächte kommen immer wieder vor, besonders bei uns im Erzgebirge, wo Kühnhaide zu den kältesten bewohnten Orten Deutschlands zählt. Bei mehr als -30 Grad Celsius ist dann auch ein Winterdiesel paraffiniert. Dann hilft nur Wärme und warten. Und das in hoffentlich guter Gesellschaft und bei einem Glas Glühwein, der aber leider auch nicht wärmt, aber das erklären wir in einem anderen Blog-Beitrag.

Ich wünsche allzeit gute und unfallfreie Fahrt.

Ihr Sebastian Fankhänel

Zeiträume, wann in verschiedenen Ländern auf Winterdiesel oder Sommerdiesel umgestellt wird.